market-interview.com mit Dr. Vizenz Mansmann (über Burnout)

 

Dr. med. Vinzenz Mansmann ist ärztlicher Direktor der NaturaMed-Kliniken für Naturmedizin, Ganzheitsmedizin und Psychosomatik in D-88339 Bad Waldsee/Süddeutschland. Er ist seit über 30 Jahren als Arzt niedergelassen und hat die „Ursachendiagnose nach Dr. Mansmann“ entwickelt, mit der Energiehaushalt, Stoffwechsel, Hormonstatus, vegetatives Nervensystem und Immunsystem beurteilt und versteckte Krankheitsursachen aufgedeckt werden können. Als einziger Burnout-Spezialist hat er damit ein diagnostisches System entwickelt, das in der Folge eine effektive und schnelle Burnout-Therapie ermöglicht. Dazu hat er 50 verschiedene, internationale Naturheilverfahren und Psychotherapien getestet und integriert. Denn ein Burnout ist keine Depression und benötigt andere Behandlungsmethoden als bisher üblich waren.

Market-interview.com: Das Thema Burnout wurde in den kommenden Jahren verstärkt in den Medien aufgenommen. Ist die Anzahl von Burnout-Patienten – von Krankenkassen mittlerweile als Volkskrankheit bezeichnet – tatsächlich rasant gestiegen? Wer ist betroffen?

Dr. Mansmann: In Deutschland befinden sich bereits 23% aller Mitarbeiter in einem Erschöpfungszustand. 31% der Frühberentungen gehen auf psychische Störungen zurück. 10,6% der Fehltage (2008) waren in psychischen Krankheiten begründet. Geschätzte 8 Millionen Krankheitstage (2008) sind durch Burnout verursacht, Tendenz steigend. Die Personalleiter großer Firmen nehmen das Problem ernst. Die Politik fordert bereits, dass Arbeitgeber „Burnout-Prophylaxe“ betreiben sollten, da nicht mehr genügend qualifizierte Mitarbeiter auf dem Markt zur Verfügung stehen.

Market-interview.com:
Kann man bestimmte Berufsklassen als mehr oder weniger gefährdet einstufen?

Dr. Mannsmann:
Jeder kann betroffen sein, aber insbesondere Leistungsträger: Führungskräfte 32%, Wissenschaftler 40%, Techniker 23%, Mitarbeiter mit viel Kundenkontakt. Eine weitere Gruppe sind alle helfenden Berufe: Therapeuten, Sozialarbeiter, Lehrer, aber auch Mütter und Hausfrauen mit Zusatzbelastungen wie z.B. Pflege der kranken Eltern. Wichtig: Viele Burnout-Patienten kehren nach 3 bis 12 Monaten Therapie nicht mehr an ihren alten Arbeitsplatz zurück und sind damit für den Betrieb verloren.

Die Frankfurter Zeitung schreibt (12.10.11): „Die Wirtschaft entdeckt den Burn-out. Psychische Krankheiten verursachen Kosten in Milliardenhöhe. Die Unternehmen beginnen umzudenken. Sie müssen etwas tun, um ihre Leistungsträger zu halten.“


Market-interview.com:
Welchen Nutzen bringt den Firmen eine Burnout-Prävention?

Dr. Mansmann: Eine Burnout-Prävention bringt:

      1.Besseres Image des Unternehmen
      2.Bessere Wettbewerbsfähigkeit
      3.Bessere Mitarbeiterbindung
      4.Bessere Leistungen
      5.Weniger Krankheitstage
      6.Höherer Gewinn
      7.Bessere Atmosphäre

Market-interview.com: Wie kann man Burnout genau definieren?

Dr. Mansmann: Burnout ist ein körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfungszustand, der nicht mehr durch einen 3-wöchigen Urlaub verschwindet.
Der Beginn ist oft harmlos: Passiert Ihnen häufiger, dass Sie z.B. im Auto unbedingt den Verkehrsfunk hören möchten, aber durch eine kleine Ablenkung ist der Inhalt in Ihrem Gehirn gar nicht angekommen?
In fortgeschrittenem Stadium sollten Sie sich die Frage stellen: Bin ich gereizt, genervt, unkonzentriert, ineffektiv und schon fast "kundenfeindlich", geschäftsschädigend, evtl. schon zynisch gegenüber Kunden oder Kollegen?
Achtung, eine Depression sieht anders aus. Typisch sind Selbstwertverlust, Selbstmordgedanken, Gefühlsverlust, morgendliche Anlaufprobleme, deutliche Schlafstörungen.

Market-interview.com: Was sind nach Ihrem Erkenntnisstand die Gründe fuer den Anstieg? Ist es der wirtschaftliche Druck, oder sind es auch die neuen Medien, die Menschen Zeit fuer Ihre Entspannung und Regenerierung nehmen?

Dr. Mansmann:
Die Veränderung der Arbeit im Rahmen der Globalisierung führt dazu, dass Arbeit zunehmend entgrenzt wird, Arbeitsinhalte und –abläufe verdichtet werden, Arbeitsprozesse flexibilisiert werden, unternehmerische Verantwortung nach unten verlagert wird, psychisch fordernde Dienstleistungstätigkeiten verlangt werden („falsche Emotionen“).
Als Konsequenz nimmt die psychische Belastung zu, Angst nimmt zu, Kollegialität leidet, die Verantwortung beginnt zu diffundieren und die Emotionsarbeit nimmt zu.
Beispiel: Ein Pharmaunternehmen bildet ein Team: 5 Mitarbeiter im Herstellungswerk, 2 in der Firmenzentrale, 3 Mitarbeiter in New York, 2 Mitarbeiter in Tokio. Die Kommunikation mit Email und Skype gestaltet sich sehr schwierig. Wegen Zeitversetzung gibt es keinen geregelten Feierabend mehr. Der Teamleiter ist bereits burnout und will es nicht zugeben, um seine Position nicht zu verlieren.

Market-interview.com:
Welche Symptome hat ein Burnout-Patient bzw. was sind erste wichtige Anzeichen im Frühstadium? Was empfehlen Sie einem Patienten, der sich exakt in diesem Frühstadium befindet?

Dr. Mansmann: Die Symptome sind bei den Geschlechtern etwas verschieden:


 

Burnout bei einer Frau

Burnout beim Mann

      distanziert und zurückgezogen

      bricht unerwartet in Tränen aus

      häufige Erkältungen

      Kopfschmerzen

      Müdigkeit

      Verbissenheit

      kein Sinn mehr für Ironie und Humor

      Schlaflosigkeit

      viel mehr Alkohol als sonst

      in ihren Meinungen und Urteilen sehr unflexibel

      sich ständig darum sorgt, dass “alles richtig gemacht wird“

      bitterem Zynismus  über alles und jeden

 

      Lustlosigkeit, Gereiztheit

      Gefühle des Versagens, Angstzustände, nicht mehr den Anforderungen gewachsen zu sein

      mangelndem Interesse am Beruf oder Aufgabenbereich

      permanenter Müdigkeit, Schlafstörungen,
Konzentrationsstörungen

      Verzweiflung bis hin zu Hoffnungslosigkeit,
chronischer Motivationslosigkeit

      Stimmungsschwankungen und

      körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen und Magen-, Darm-Beschwerden.

 

Typisch ist Punk 7: Rückzug von Kollegen, Kunden, Freunden und Bekannten.

Das Wichtigste ist, dass man sich nicht zurückzieht und vereinsamt. Dann gerät man in einen Zustand, wo man Hilfe nicht mehr annehmen kann und sich nur noch durchbeißt.

Market-interview.com: Was sind die häufigsten psychologischen Ursachen von Burnout?

Dr. Mansmann: Die 5 typischen Einstellungen, die zum Zusammenbruch führen können, sind:

    1.Mangelnde Selbstbewältigungs-Strategien
    2.Ehrgeiz mit Minderwertigkeitsgefühl
    3.Nicht Nein Sagen können
    4.Perfektionismus
    5.Helfersyndrom

Market-interview.com:
Welche Massnahmen nutzen Sie bei Patienten, die tatsächlich alleine nicht mehr aus einem Burnout herauskommen? Und wie viel Zeit sollte ein Erkrankter für die Rehabilitierung einplanen?

Dr. Mansmann: In der Regel braucht man zuerst einen Abstand vom Alltag, d.h. Ortswechsel, Milieuwechsel. Überall holt man sich professionelle Unternehmensberater, aber beim Burnout versuchen viele es zu verheimlichen und es mit Hausmitteln oder mit Sport selbst zu behandeln.
Dadurch verliert man viel wertvolle Zeit. Profis helfen, von krankmachenden Verhaltensmustern und Konzepten loszulassen, ein helfendes Mitgefühl statt einem Mitleiden gegenüber anderen Menschen zu entwickeln und eine persönliche Spiritualität und Transzendenz zu finden, die langfristig einen Lebenssinn spendet, der nicht von täglichen Alltagserfolg abhängig ist.

Market-interview.com: Können Sie uns bitte noch vorbeugende Massnahmen nennen, die man im privaten Umfeld und auch Firmen Burnout-Gefährdeten anwenden kann?

Dr. Mannsmann: Gut ist immer, Hobbys zu pflegen, möglichst in Gemeinschaft mit anderen Menschen. Bei der heutigen Überlastung der Verstandesseite des linken Gehirns sollte unbedingt ein kreativer Ausdruck der Emotionen (rechte Gehirnhälfte) geübt werden, z.B. Malen, Musik, Tanz, Basteln, Fotografieren u.a.. Dadurch schult man seine Intuition, die die kreative Leistungsfähigkeit verbessert und einen oft vor Gefahren warnt.

 

 

Market-interview.com: Vielen Dank für die professionellen Informationen. Das Angebot von Dr. Mansmann – Klinikbetreiber der Naturamed-Kliniken finden Sie unter http://www.burnout-kur.info/

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